stattkunst

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Infosystem incl. Körpererfahrung für das ehemalige Reichsparteitagsgelände Nürnberg.

Wettbewerb Infosystem ehem. Reichsparteitagsgelände Nürnberg, 2005

Idee

Der Entwurf richtet sich im Gegensatz zur faschistischen Konzeption des Geländes radikal an Einzelpersonen und kleine Gruppen von Besuchern, wie sie im Alltag des Geländes vorwiegend auftreten.

Grundform des Infosystems ist eine Art Schienenprofil aus hellem Sichtbeton, das für die jeweilige Station in ein 2,5 Meter breites Stück „abgeschnitten” wird. Die Grösse des Moduls ergibt sich dabei aus den menschlichen Proportionen. Dieser Zeitschienenabschnitt übernimmt sowohl die Funktion der Infotafel, als auch die Funktion einer Platzierung der Geländebesucher. Durch eine leichte Verkippung des gesamten Moduls um 7° wird ein spezifischer Informationsaufnahmezustand erreicht, der vordergründig gesehen körperlich erfahren wird: Es tritt bei den Besuchern die vermutlich schon einige Stationen des weiträumigen Geländes abgelaufen sind, durch das angelehnte, leicht liegende Stehen, eine Entlastung von Hüft- Knie- und Fussgelenken ein. Das Verweilen vor und Konzentrieren auf den Inhalt der Tafeln wird erleichtert.

Gleichzeitig wird schon beim Betreten der Schienenmoduls durch den schrägen Boden eine besondere, nicht alltägliche Wahrnehmung erzeugt. Es handelt sich um schwieriges Terrain. Dies kann über diese spezifische körperliche Erfahrung auch geistig wahrgenommen und verarbeitet werden. Rollstuhlfahrer haben in der Mitte der Schiene eine ebenerdige Zufahrtsmöglichkeit auf die Bodenrampe und können die gleiche Situation im Sitzen erleben. Sie sind in der Mitte der „Volksgemeinschaft Besuchergruppe” aufgehoben.

Bei mehr als drei Besuchern können die Informationswilligen über die Köpfe der lehnenden Personen hinwegsehen, wie das auch vor einer normalen Infotafel der Fall wäre, sie können sich natürlich in der spezifische Position gleichfalls abwechseln. Das Lehnen an der Betonfläche wird erleichtert durch in die Fläche eingelassene Schichtholzauflagen, die eine Auskühlung des Rückenbereichs verhindern. Durch die eigenwillige Form der Infostationen wird auf dem Gelände ein gutes wiederkehrendes Erkennungszeichen geschaffen, ohne zu den Nazi-Mitteln der übermenschlichen Grösse zu greifen.

Gestaltung der Infotafeln

Die Tafeln werden gedrittelt, wobei die jeweils linken und rechten Teile identisch sind. Die Seitenflügel beziehen sich auf die jeweils lehnende Person. Der Mittelteil ist als Bild- schiene ausgelegt und von allen Standorten einsehbar. Die Ortsmarkierung erfolgt unter den jeweils drei Epochenbildern. Letztere werden alle in schwarz/weiss gehalten um eine objektive Vergleichbarkeit zu erleichtern (früher war das Leben auch farbig). Der englische Text wird farbig abgesetzt unter dem deutschen Text platziert, ebenfalls bei den Bildun- terschriften. Die Edelstahltafel wird matt gebürstet und bildet somit den Hintergrund für Text und Bildmaterial. Ein wiederkehrendes Info-Symbol und ein dazugehöriger Text bilden den linken und rechten Abschluss der Tafeln, links in deutscher, rechts in englischer Sprache.

Einbindung in die Umgebung

Die Einbindung in die Umgebungsfläche erfolgt über eine quadratische leicht aufgerauhte Betonplatte, die etwas dunkler als das Schienenmodul gehalten ist. (...)

aus: Wettbewerbsbroschüre des Autors

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