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Ein Brunnen als begehbarer Raum. Das Rauschen des Wassers und die halbtransparente Wand bietet eine Rückzugsmöglichkeit vom umgebenden Platz und dem angrenzenden Verkehr. Die Wasserwand öffnet sich dort, wo Einlass begehrt wird.

Kunstwettbewerb Brunnengestaltung Leipziger Platz, Nürnberg, 2001

Grundüberlegung

Konzept bei diesem Brunnen ist es, das Wasser zum formgebenden Element und die Menschen zu den Hauptakteuren der Skulptur zu machen . Ausserdem sollte das traditionelle Brunnenkonzept, Wasser im Mittelpunkt, Menschen aussenrum, das sich letztlich aus der Wasserentnahme des Trinkwasserbrunnens herleitet, „umgestülpt” werden: Wasser bildet den Raum, einen Platz im Platz und die Menschen können diesen Raum zum kontemplativen Verweilen nutzen. Das Rauschen des Wassers bildet einen Schleier, der sich über die Alltagsgeräusche wie z. B. den Strassenlärm legt. Der besondere Reiz des Wasserraumes liegt in der scheinbar hermetischen Abgeschlossenheit der Wasserwand und der gleichzeitig an allen Zuwegen möglichen Eintrittsmöglichkeit.

Formale Aspekte und stätdebauliche Einbindung

Das Objekt setzt sich im Grundriss aus einem Quadrat und einer darin eingeschriebenen Ellipse zusammen. Wasser bildet die weiche Form, die behehbaren Flächen, die harte. Das auf dem Platz vorherrschende Bogenmotiv wird aufgenommen und findet ein Zentrum um das die anderen Kreisformen rotieren. Der Brunnen reagiert mit seinen, durch alle Elemente hindurchwirkenden Streifenform, auf die Fassaden-Bänderung des geplanten Hochhauses: Das Streifenelement findet sich im Bodenrelief des Brunnenbeckens, in den Sitzkuben, in den Gitterrosten und durch entsprechend angeordnete Wasseraustritte in der Wasserwand, dort zumindest im oberen Bereich. Die Höhe dieser Wand entspricht einer grosszügigen Raumhöhe (3,60 m), allerdings ist der Blick zum Himmel frei.

Der Wasserraum ist tangential zur Pergola ausgerichtet und geht mit dieser einen Dialog in Material, Form und Farbe ein. Der Abstand der Sitzkuben nimmt das Mass des Durchgangs des Delfinhaus auf. Vom Baumhain an der Bayreuther Strasse kommend, wirken die Sitzbänke wie ein Umlenker zum Durchgang im Delfinhaus.

Durch die Höhenentwicklung des elliptischen Zylinders und die damit verbundene Schattenwirkung hat der Brunnen eine Erlebnisqualität auch in der Schrägaufsicht aus den umgebenden Gebäuden, besonders des Hochhauses (Durch die Südausrichtung des Brunnens lassen sich die Schatten der Masten wie Zeiger einer Sonnenuhr lesen).

Funktionalität und Material

Die Wasserwand bildet einen leichten Halbschatten, der das Sitzen im, oder ausserhalb des Raumes bei Sonne angenehm macht, die Luft wird durch die Verdunstung befeuchtet. Ein Kontakt zu den Brunnenbecken-Streifen ist innerhalb und aussen von allen Seiten möglich. Bei Sturm, der Wasserverwehungen in den kompletten Innenraum oder in andere Platzteile zur Folge hätte, schaltet ein im Mast integrierter Windmesser den Wasserzulauf ab. Kleinere Verwehungen werden allerdings als formveränderndes Naturelement begrüsst, dem „immer-funktionieren-müssen” wird eine Absage erteilt.

Der Zugang zum Inneraum erfolgt wider Erwarten trockenen Fusses und Hauptes: Im Verteilerring sind Bewegungssensoren über jeden der Laufstege installiert, die Magnetventile ansteuern. Diese unterbrechen den Wasserfluss jeweils im Bereich der Eintretenden. Möglich ist dies durch Segmentierung des Wasseraustritts durch einen in etliche Teilbereiche aufgesplitteten zweiten Verteiler-Ring. In einem dritten Ring laufen die nötigen Steuerimpulse durch Kabel. Ausserdem sitzen in / an diesem Rohr die Beleuchtungselemente. Durch konsequente Nutzung von 12 Volt-Technik ist eine Gefährdung durch Spannung ausgeschlossen.

Durch die Verwendung von hinterlüfteten Holzlattungen auf den Sitzriegeln ist ein zügiges Abtrocknen der Flächen gewährleistet. Durch die Nutzung von europäischen Akazien- /Robinienholz ist eine lange Lebensdauer und Fäulnisbeständigkeit der Sitzflächen garantiert und ein Sitzen auch in den kälteren Jahreszeiten möglich.

Das Brunnenbecken besteht wie die Sitzriegel aus Beton, ebenso die begehbaren Lauf-Bahnen, diese haben jedoch eine angerauhte Oberfläche. Masten und Verteilerrohre der Wasserwand sind aus verzinktem Stahl, die elliptischen Ringe jedoch (zusätzlich) farbig lackiert. Die Gitterroste werden aus Flachstahl 20 x 60 mm gefertigt, die Oberfläche ist zur Vermeidung der Rutschgefahr ebenfalls angerauht. Der Höhenausgleich zum leichten Platzgefälle erfolgt durch ein Herausragen des Bodenreliefs über der niedrigeren Platzoberfläche. Die Grundfläche des Objekts ist also waagrecht.

Tageszeiten/Jahreszeiten

Der Wasserraum, tagsüber ein Erlebnis, wird nachts durch die unterstützende Beleuchtung zum glitzernden Anziehungspunkt der Umgebung. In der kalten Jahreszeit bildet die nächtliche Beleuchtung die Raumform nach. Proportionen Der vorliegende Entwurf hält sich in Modell und 1:10 Zeichnung an die geforderte Massbeschränkung auf ca. 8 x 8 m, Höhe bis zum Mastende 6 m. Aus Gründen der Proportionalität zum Platz und zur Randbepflanzung und -bebauung empfiehlt der Autor jedoch eine Vergrösserung des Objekts um ca. 50% (Grundfläche dann 12 x 12 m, Höhe Mastspitze 9 m. Letztere Masse sind den beigefügten 3D-Simulationen zugrundegelegt.

Konstruktionszeichnung als PDF downloaden

 

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